Mit Corona wachsen die Belastungen der Studierenden 

Drei Semester "Studieren in der Pandemie" haben Leben und Lernen massiv verändert. Das hat eine Befragung an der Universität Trier ergeben.

Studierende, die sich vor eineinhalb Jahren eingeschrieben haben, kennen ihre Universität nur von Fotos und ihre Kommilitonen lediglich aus Videoseminaren. Sie leiden psychisch unter der Situation und sorgen sich um den Fortgang ihres Studiums. Solche Bilder und Momentaufnahmen werden immer wieder verbreitet. Doch treffen sie auf die Mehrheit zu, wie geht es den Studierenden in der Pandemie tatsächlich? Das wollten die Universität Trier und das Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) gemeinsam herausfinden und haben Studierende zu ihrer Situation befragt.

"Natürlich ist auch diese Untersuchung nur eine Momentaufnahme. Aber die Ergebnisse zeigen, was die lange Geduldsprobe bewirkt hat. Die Bibliothek ist als wichtiger Ort zwar seit einiger Zeit wieder geöffnet. Aber das genügt nicht, um das allgemeine Befinden in der Studierendenschaft zu verbessern. Das Salz in der Suppe ist die Abwechslung. Die Monotonie der Situation zerrt an den Nerven. Das ist allenthalben spürbar", beschreibt Prof. Dr. Michael Jäckel, Universitätspräsident und Initiator der Studie, die Lage. 

Vom 7. bis 24. Mai nahmen 1.806 Studierende der Universität Trier an der Befragung teil. Etwa ein Viertel der Teilnehmer hat im Sommersemester 2020 das Studium aufgenommen und bisher ausschließlich digital studiert. Auffallend ist, dass alle befragten Studierenden eine hohe Übereinstimmung in der Bewertung ihrer Gesamtsituation zeigen. Das gilt auch für die Einschätzung der Belastungen. Lediglich zehn Prozent empfinden das Studium unter Corona-Vorzeichen als einfacher, dagegen stellt es sich für 90 Prozent als schwieriger bis deutlich schwieriger dar. Damit einher geht, dass sich rund 60 Prozent mehr Sorgen um den Studienerfolg und die eigenen Perspektiven machen.

"Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine Herausforderung, sondern häufig auch eine Belastung für Studierende und Lehrende. Mit unserem 50 Millionen-Programm zur Digitalisierung an den Hochschulen, Regelungen zu Online-Prüfungen und der Erhöhung der Regelstudienzeit haben wir schnell auf die neuen Umstände reagiert", so Wissenschaftsminister Clemens Hoch. "Wir haben die Studie gerne durch eine Förderung möglich gemacht, um genauer herauszufinden, wo die Belastungsmomente liegen. Auf dieser Grundlage wollen wir schauen, was wir gemeinsam mit den Hochschulen besser machen können. Dabei geht es nicht nur um das Studieren in der Pandemie, sondern um ein künftig stärker digital ausgerichtetes Studieren. Hoffnungsvoll bin ich für das Wintersemester: Kommen wir weiterhin gut mit dem Impfen voran, können wir uns auf ein Semester freuen, was wieder viele Präsenzanteile haben wird."

Drei digitale Semester haben Spuren hinterlassen. Ewa drei Viertel der befragten Studierenden beurteilen ihre seelisch-emotionale Verfassung (77 Prozent) und ihr allgemeines Befinden (73 Prozent) schlechter als in der Vor-Corona-Zeit. 68 Prozent geben an, sich nicht konzentrieren zu können und 65 Prozent haben Schwierigkeiten, den Tag zu strukturieren. Andererseits hadern die Studierenden nicht zu sehr mit den Belastungen und Einschränkungen. Etwa 80 Prozent sagen, dass es ihnen persönlich in der Pandemie einigermaßen gut bis sehr gut ergangen ist. Außerdem scheinen die Studierenden eine gewisse Resilienz gegen die Umstände entwickelt zu haben: Insgesamt etwa 73 Prozent gaben an, im Moment mit der Situation emotional und psychisch einigermaßen bis sehr gut zurechtzukommen.

Auf die Studiensituation hat die Pandemie jedoch massiv Einfluss genommen. Nach dem ersten Lockdown mussten die Präsenz-Lehrveranstaltungen für das Sommersemester 2020 innerhalb weniger Wochen auf digitale Formate umgestellt werden. In der Online-Lehre stellen die Studierenden noch immer Defizite fest. Mit dem Studium unter Pandemie-Bedingungen sind dennoch 30 Prozent ein wenig, 41 Prozent einigermaßen und immerhin 14 Prozent sehr zufrieden. Als Problemfälle nennen die Studierenden die schwierige Kommunikation mit Kommilitonen (90 Prozent), etwa drei Viertel bewerten das Arbeiten in digitalen Lerngruppen als beschwerlich. Die meisten Studierenden rechnen damit, dass Corona ihr Studium massiv beeinflusst. 83 Prozent gehen davon aus, dass sich ihr Studium durch die Pandemie verlängert und 28 Prozent der Befragten denken sogar darüber nach, ihr Studium abzubrechen. 

Ihrer Universität stellen die Studierenden im Umgang mit der Pandemie ein gutes Zeugnis aus. Etwa 73 Prozent sind mit dem Corona-Management der Universität Trier zufrieden bis sehr zufrieden. 66 Prozent der Studierenden sagen, dass die Universität genau die richtigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergriffen hat. Eine Mehrheit von 58 Prozent fühlt sich durch die vielfältigen spezifischen Angebote der Universität in der Pandemie gut unterstützt. 

"Bei diesem Kooperationsprojekt konnten wir unsere spezifische Expertise im Bereich der Online-Datenerhebungen sowie der Messung psychologischer Merkmale einbringen. Wir freuen uns über die aussagekräftigen Befunde, die für die Universität Trier entscheidungs- und handlungsrelevant sind und ihr seitens der Studierenden ein ausgezeichnetes Pandemiemanagement bescheinigen", so ZPID-Direktor Prof. Dr. Michael Bosnjak. 

Was die Studierenden in den zurückliegenden Monaten am meisten vermisst haben, sind die Mensa und die Cafeterien, die Treffen mit Freunden und der Familie, die Präsenzveranstaltungen auf dem Campus und - sogar noch mehr als die Lieblingskneipe - die Lerngruppen auf dem Campus statt im virtuellen Chatroom.  

Angesichts der positiven Entwicklungen in der Pandemie-Bekämpfung könnten im Wintersemester wieder einige dieser Wünsche wahr werden. Damit dürften sich auch die von 60 Prozent der Befragten geäußerten "eher hoffnungsvollen" Erwartungen für das zweite Halbjahr 2021 weiter verstärken.   

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Bianca Weber
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